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Ich bin Gustav.
Holz. Bodenständig.
Und dann kam er – glänzend, geschnitzt, leicht arrogant
Es war auf einem Meditationsretreat im Wald.
Ich ruhte angelehnt an einem Baumstumpf, zufrieden, moosbedeckt, schweigend.
Plötzlich: Funken. Zischen. Glitzerstaub.
Er tauchte auf wie aus dem Nichts.
Lang, elegant, Ebenholz.
Mit Silbergravur. Ein bisschen zu sehr „Ich bin besonders“.
„Du bist also ein Pilgerstab?“ fragte er mit einem Lächeln, das Bäume erröten ließ.
„Korrekt. Und du? Spazierstock mit Profilierungsproblem?“
Er lachte. Charmant. Verdammt.
Er hieß Alathor. Natürlich.
„Ich kanalisiere Energie. Ich manifestiere Wirklichkeit. Ich verändere das Gewebe des Raums.“
Ich:
„Ich trage Lasten. Ich halte still. Ich überstehe Regen, Sonne und deine Sprüche.“
Wir diskutierten über Macht.
Er sprach von „Intention“.
Ich sprach von „Schritt für Schritt.“
Er wollte zaubern.
Ich wollte zuhören.
Am Abend saßen wir am Feuer.
Ein Mönch streichelte mich kurz und sagte:
„Dieser Stock kennt mehr Stille als tausend Mantras.“
Alathor war plötzlich ganz still.
Da verstand ich:
Wir sind beide Werkzeuge –
aber für verschiedene Welten.
Er ist Blitz.
Ich bin Wurzel.
Er entfacht.
Ich erde.
Er verschwand mit einem „Expelli…“
(oder war’s „Expressi“? Keine Ahnung – ich war müde.)
Ich blieb.
Weil das mein Zauber ist:
Dasein. Nicht Davonsein.
Ob wir uns je wiedersahen? Vielleicht. Aber dann hätte er Gustav heißen müssen.