Warum ich nie ein Besen wurde

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Sie wollten mich kehren sehen.
Aber ich bin zum Tragen gemacht.

Ich gebe zu, es war knapp.

Damals, in der Scheune.
Der alte Tischler stand mit dem Besenstiel in der einen und mir in der anderen Hand.
Zwei Äste, zwei Wege.

Der andere wurde gekrümmt, gesägt, gebohrt.
Ich blieb gerade. Unverändert. Unauffällig.
Und plötzlich… lag ich in der Ecke. Vergessen.

Ich war enttäuscht.
Der Besen hatte wenigstens eine Aufgabe.
Er räumte auf, wurde gebraucht, bewegte Staub, bekam Lob.

Ich lag herum.

Jahre später verstand ich:
Ich bin kein Werkzeug für Außenreinigung.
Ich bin ein Begleiter der Inneren Wege.


Der Besen ist laut, fegt, kratzt.
Ich bin still, warte, halte.

Der Besen räumt Spuren weg.
Ich helfe, Spuren zu hinterlassen.

Der Besen hat Borsten. Ich habe Geschichte.


Ich wurde kein Besen,
weil ich nicht dafür gemacht bin, Dinge wegzuschaffen
sondern Menschen auf ihrem Weg zu begleiten.
Nicht zu fegen. Sondern zu führen.

Einmal flüstertest du:

„Du bringst mich nicht voran, Gustav.
Du bringst mich zu mir selbst.“

Das ist es.


Und falls ich doch mal einen Staubwedel berühre – dann nur im Zen-Stil. Mit Achtsamkeit. Und vielleicht Räucherstäbchen.

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