Als Breathwork-Begleiter tragen wir eine große Verantwortung, unseren Klientinnen einen sicheren und transformativen Raum zu bieten. Dieser Leitfaden soll Ihnen als Fachperson dabei helfen, die Aspekte einer Breathwork-Sitzung aus unserer Perspektive zu betrachten, um Ihre Klientinnen optimal vorzubereiten und während ihrer Reise mit dem Atem professionell zu begleiten.
Was kann während einer Breathwork-Sitzung passieren? – Beobachtung und Begleitung
Während einer Breathwork-Sitzung können Teilnehmende eine Vielzahl von Erfahrungen machen, die ein tiefes Verständnis und eine sensible Begleitung erfordern. Es ist wichtig, diese Dynamiken zu kennen, um angemessen reagieren zu können:
- Körperliche Empfindungen: Wir müssen darauf vorbereitet sein, dass Klienten über Kribbeln (insbesondere in Händen und Füßen), Gefühle von Wärme oder Kälte, oder leichte bis intensive Muskelverspannungen berichten. Auch unwillkürliche Bewegungen oder das Gefühl von fließender Energie sind normale Anzeichen physiologischer Veränderungen und des Lösens von Blockaden. Unsere Aufgabe ist es, diese Reaktionen als gültig zu bestätigen und bei Bedarf unterstützend einzuwirken.
- Emotionale Freisetzung: Es ist gängig, dass Emotionen hochkommen, von tiefer Freude bis hin zu Trauer, Wut oder Angst. Als Begleiter schaffen wir einen sicheren und gehaltenen Raum, in dem diese Gefühle ohne Bewertung zugelassen und integriert werden können. Das Fließen von Tränen, auch ohne offensichtlichen Anlass, ist ein häufiges Zeichen von emotionaler Befreiung. Wir müssen darauf vorbereitet sein, emotionalen Ausdrücken Raum zu geben und unterstützend präsent zu sein.
- Mentale Klarheit und Einsichten: Nach der Sitzung berichten Klienten oft von einem deutlich klareren Geist und neuen Perspektiven. Sie finden möglicherweise Antworten auf lang gehegte Fragen. Dies ist ein Ergebnis der neuronalen Neuorganisation und des Zugangs zu tieferen Bewusstseinsebenen. Wir sollten den Raum für das Teilen dieser Einsichten öffnen und bei der Verankerung unterstützen.
- Veränderte Bewusstseinszustände: Klientinnen können Zustände tiefer Entspannung, meditativer Ruhe, lebhafter innerer Bilder, Farben oder sogar Visionen erfahren. Gelegentlich treten kurzzeitige euphorische Zustände oder ein tiefes Gefühl der Verbundenheit auf. Unsere Rolle ist es, diese Erfahrungen zu normalisieren und den Klientinnen zu versichern, dass sie sicher sind, unabhängig von der Intensität oder Art ihrer inneren Reise.
- Ein Gefühl von Leichtigkeit und Frieden: Dies ist ein häufiges und erwünschtes Ergebnis der Integration nach der aktiven Atemphase. Klienten fühlen sich oft befreit, leicht und in einem Zustand inneren Friedens. Wir begleiten diesen Übergang und unterstützen die Verankerung dieses Zustands.
Zusammenfassend für Begleiter: Jede Sitzung ist einzigartig. Unsere Aufgabe ist es, wachsam zu beobachten, präzise zu intervenieren und einen nicht-wertenden, sicheren Rahmen zu bieten, damit der Klient seinen individuellen Prozess durchlaufen kann, unabhängig von der Art der Erfahrung.
Was Sie zur Hand haben sollten: Empfehlungen für Ihre Klient*innen
Die sorgfältige Vorbereitung des physischen Raums und der eigenen Person ist für Klientinnen essenziell, um sich auf die Breathwork-Erfahrung einzulassen. Als Begleiter sollten wir folgende Empfehlungen für unsere Klientinnen parat haben:
- Bequeme Kleidung: Empfehlen Sie lockere, bequeme Kleidung, die nicht einengt und volle Bewegungsfreiheit ermöglicht.
- Weiche Unterlage: Raten Sie zu einer bequemen Liegefläche wie einer Yogamatte, einer dicken Decke oder der Matratze. Komfort ist entscheidend für Entspannung.
- Decke oder Schlafsack: Weisen Sie darauf hin, dass die Körpertemperatur während der Sitzung schwanken kann. Eine warme Decke ist für die Komfortzone und die Integrationsphase wichtig.
- Kissen: Ein kleines Kissen für den Kopf oder unter den Knien kann zur körperlichen Entlastung beitragen.
- Wasserflasche: Erinnern Sie an ausreichend Hydration vor und nach der Sitzung.
- Taschentuch: Informieren Sie, dass emotionale Freisetzung zu Tränen führen kann und Taschentücher hilfreich sind.
- Augenmaske (optional): Erklären Sie den Vorteil einer Augenmaske zur Abschirmung visueller Reize und zur Vertiefung der Innenwahrnehmung.
- Ruhiger Raum (bei Online-Sitzungen): Betonen Sie die Notwendigkeit eines ungestörten Umfelds. Raten Sie, Familie/Mitbewohner zu informieren und das Handy stummzuschalten. Ein „Bitte nicht stören“-Schild kann die Ungestörtheit zusätzlich sichern.
- Notizbuch und Stift (für danach): Empfehlen Sie, diese für die Integration von Einsichten nach der Sitzung bereitzuhalten.
Wichtige Hinweise und häufige Bedenken: Sicherheitsprotokolle für Begleiter
Die Gewährleistung der Sicherheit und des Wohlbefindens der Klient*innen hat oberste Priorität. Dies erfordert von uns als Begleiter eine umfassende Vorabklärung und sensible Handhabung potenzieller Herausforderungen:
- Gesundheitliche Besonderheiten und Medikamente – Obligatorische Vorabklärung!
- Vorbereitendes Gespräch: Führen Sie stets ein ausführliches Vorgespräch, um alle relevanten Gesundheitsinformationen zu erfassen.
- Asthma: Bei Asthmatiker ist es unerlässlich, dies detailliert zu besprechen und sicherzustellen, dass ihr Asthmaspray UNBEDINGT griffbereit ist. Die Atemtechniken müssen möglicherweise angepasst werden.
- Chronische Erkrankungen & Schwangerschaft: Absolute Notwendigkeit, die uns mitzuteilen bei Epilepsie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, hohem Blutdruck, Migräne, Glaukom oder einer Schwangerschaft. Gleiches gilt für psychische Erkrankungen wie Psychosen, unbehandelte Traumata oder schwere Angststörungen. Unsere Rolle ist es, die Eignung von Breathwork zu beurteilen und gegebenenfalls anzupassen oder von der Teilnahme abzuraten. Absolute Ehrlichkeit der Klienten ist hierbei entscheidend.
- Dauermedikamente: Erkundigen Sie sich, ob regelmäßige Medikamente (z.B. für Diabetes, Schilddrüse) wie gewohnt eingenommen wurden. Bei Unsicherheiten kann eine ärztliche Rücksprache ratsam sein.
- Schmerzmittel: Informieren Sie Klienten, dass Schmerzmittel (z.B. gegen Kopfschmerzen) für den Fall des Bedarfs griffbereit sein sollten.
- Kiefer- oder Handkrämpfe (Tetanie): Dies ist ein häufiges, harmloses Phänomen. Bereiten Sie Klienten darauf vor und wissen Sie, wie Sie unterstützen können (z.B. durch leichte Berührung, Umlenkung der Atmung, Einsatz von Wärme wie warmen Socken/Handschuhen). Erklären Sie die physiologische Ursache (CO2-Verschiebung), um Bedenken zu zerstreuen.
- Schwindel oder Übelkeit: Dies kann bei energetischen Verschiebungen auftreten. Anleiten zum ruhigen Weiteratmen und die Option, die Intensität zu reduzieren. Eine leichte Mahlzeit vorab kann vorbeugen.
- Unangenehme Emotionen: Seien Sie als Begleiter darauf vorbereitet, einen sicheren und nicht-wertenden Raum für intensive emotionale Freisetzungen (Angst, Wut, Trauer) zu halten. Bestätigen Sie die Gültigkeit der Gefühle und die Sicherheit des Raumes.
- „Nichts spüren“: Klären Sie Klienten darüber auf, dass Erfahrungen individuell sind und es normal ist, bei den ersten Sitzungen wenig zu spüren. Ermutigen Sie zu Geduld und zur Offenheit ohne feste Erwartungen.
- Typische mentale Muster oder innere Stimmen: Informieren Sie Klientinnen über häufige innere Dialoge („Mache ich das richtig?“, „Ich spüre nichts“). Betonen Sie, dass diese Gedanken normal sind und die Klientinnen lernen sollen, sie zu beobachten, ohne sich davon ablenken zu lassen, und sanft zum Atem zurückzukehren. Begleiten Sie sie aktiv dabei.
- Breathwork & Zyklusbewusstsein (für menstruierende Menschen): Sensibilisieren Sie Klienten dafür, dass die Reaktion in bestimmten Zyklusphasen (insbesondere prämenstruell oder während der Menstruation) intensiver sein kann. Ermutigen Sie zur Selbstbeobachtung und zur Mitteilung ihrer Zyklusphase, um die Begleitung anzupassen und achtsam zu agieren.
- Besonderheiten für neurodivergente Menschen: Dies erfordert besondere Achtsamkeit.
- Offene Kommunikation: Führen Sie ein detailliertes Vorgespräch über sensorische Empfindlichkeiten (Musik, Lautstärke, Licht, Berührung) und Präferenzen.
- Anpassung der Umgebung: Seien Sie bereit, die Umgebung anzupassen (z.B. gedämpftes Licht, Kopfhörer-Option, ruhigere Position).
- Intensität der Erfahrung: Betonen Sie, dass die Erfahrung für neurodivergente Menschen besonders intensiv sein kann. Ermutigen Sie zur Selbstfürsorge und zur Anpassung der Intensität. Gewähren Sie Raum für Pausen und halten Sie den Raum für ihre einzigartige Art der Verarbeitung.
- Zeitpuffer nach der Sitzung: Unterstreichen Sie die Bedeutung eines ausreichenden Zeitpuffers nach der Sitzung für die Integration. Raten Sie dringend davon ab, direkt danach anspruchsvolle Tätigkeiten zu planen.
- Erdende Nahrungsmittel: Geben Sie Empfehlungen für erdende Nahrungsmittel nach der Sitzung, um das „Ankommen“ im Körper zu unterstützen.
- Kontaktinformationen für Notfälle (Online-Sitzungen): Stellen Sie sicher, dass für Online-Sitzungen eine Notfallkontaktperson bekannt ist. Leiten Sie Klienten an, diese Person über die Sitzung zu informieren.
Zusammenfassend für Begleiter: Eine gründliche Vorabklärung, empathische Begleitung und die Fähigkeit zur flexiblen Anpassung sind der Schlüssel, um Klient*innen durch eine sichere, tiefgreifende und positive Breathwork-Erfahrung zu führen.
Obligatorische Punkte für ein Vorgespräch: Ihre Sorgfaltspflicht als Begleiter
Das Vorgespräch ist der Grundstein für eine sichere und erfolgreiche Breathwork-Sitzung. Als Begleiter sind wir verpflichtet, folgende Punkte mit jedem Klienten ausführlich zu klären, um eine fundierte Entscheidung über die Eignung der Praxis und notwendige Anpassungen zu treffen:
- Vollständige Anamnese und Gesundheitscheck:
- Medizinische und psychische Vorerkrankungen: Dies umfasst alle im Abschnitt „Gesundheitliche Besonderheiten und Medikamente“ genannten Punkte (Epilepsie, Herz-Kreislauf, Bluthochdruck, Migräne, Glaukom, Asthma, Schwangerschaft, Psychosen, unbehandelte Traumata, schwere Angststörungen). Fragen Sie gezielt nach Art, Diagnose und aktuellem Behandlungsstand.
- Aktuelle Medikation: Erfragen Sie alle Medikamente, die der Klient einnimmt, und deren mögliche Wechselwirkungen oder Auswirkungen auf die Atemarbeit.
- Körperliche Beschwerden: Gibt es aktuelle Schmerzen, Verspannungen, Verletzungen oder Empfindlichkeiten, die während der Sitzung beachtet werden müssen?
- Neurologische Besonderheiten: Klären Sie, ob der Klient neurodivergent ist und welche spezifischen sensorischen oder Verarbeitungsbedürfnisse bestehen.
- Bisherige Erfahrungen mit Breathwork oder ähnlichen Praktiken:
- Hat der Klient bereits Erfahrungen mit Breathwork, intensiven Atemübungen, Meditation oder veränderten Bewusstseinszuständen?
- Wenn ja, wie waren diese Erfahrungen? Gab es positive oder negative Reaktionen? Was hat gutgetan, was weniger?
- Aktueller mentaler und emotionaler Zustand:
- Wie fühlt sich der Klient im Moment? Gibt es akuten Stress, besondere emotionale Belastungen oder herausfordernde Lebenssituationen?
- Wird der Klient aktuell therapeutisch begleitet? Wenn ja, ist eine Rücksprache mit dem Therapeuten ratsam oder notwendig.
- Erwartungen und Intentionen des Klienten:
- Was erhofft sich der Klient von der Breathwork-Sitzung? Was ist seine Intention?
- Gibt es spezifische Themen oder Blockaden, an denen der Klient arbeiten möchte?
- Klären Sie realistische Erwartungen und entkräften Sie eventuelle unrealistische Vorstellungen.
- Bereitschaft zur Freigabe und zur Nachbereitung:
- Ist der Klient bereit, emotionale oder körperliche Reaktionen zuzulassen, auch wenn sie unangenehm sind?
- Ist der Klient bereit, sich auf die Nachbereitung und Integrationsphase einzulassen, und wurde ausreichend Zeit dafür eingeplant?
- Grenzen der Begleitung und Autonomie des Klienten:
- Stellen Sie klar, dass Sie keine medizinische oder psychotherapeutische Behandlung anbieten.
- Betonen Sie die absolute Autonomie des Klienten: Er hat jederzeit die Möglichkeit, die Sitzung zu pausieren oder zu beenden.
- Klären Sie, ob physische Berührungen zur Unterstützung gewünscht oder abgelehnt werden.
- Organisatorische und logistische Aspekte:
- Bestätigen Sie alle Termine, Preise und Stornierungsbedingungen.
- Bei Online-Sitzungen: Führen Sie einen Technik-Check durch und klären Sie einen Notfallkontakt im Umfeld des Klienten.
Fazit für das Vorgespräch: Das Vorgespräch ist Ihre Möglichkeit, eine umfassende Risikoeinschätzung vorzunehmen, Vertrauen aufzubauen und den Klienten optimal auf seine individuelle Breathwork-Reise vorzubereiten. Es ist ein Akt der Fürsorge und Professionalität, der die Grundlage für eine sichere und effektive Begleitung bildet.
Die Kraft der Intention: Anleitung zur Fokussetzung
Die Intention ist ein kraftvoller Anker für die Breathwork-Sitzung. Als Begleiter ist es unsere Aufgabe, Klient*innen dabei zu unterstützen, eine klare Absicht zu formulieren:
- Anleitung zur Selbstreflexion: Leiten Sie Klienten an, sich folgende Fragen zu stellen:
- Warum atme ich heute?
- Was darf sich heute zeigen oder lösen?
- Was bin ich bereit loszulassen, um Platz für Neues zu schaffen?
- Was möchte ich in mein Leben einladen?
- Inspirationssätze anbieten: Für Klienten, die Schwierigkeiten haben, eine Intention zu finden, können Sie folgende Beispielsätze anbieten:
- „Ich atme, um tief zu entspannen und inneren Frieden zu finden.“
- „Ich atme, um alte Blockaden und gespeicherte Emotionen sanft loszulassen.“
- „Ich atme, um Klarheit und neue Perspektiven für [spezifisches Thema] zu erhalten.“
- „Ich atme, um mich mit meiner inneren Stärke und Intuition zu verbinden.“
- „Ich atme, um Liebe und Mitgefühl für mich selbst zu entwickeln.“
- „Ich atme, um die Leichtigkeit in meinem Körper wiederzufinden.“
- „Ich atme, um Vertrauen in den Prozess des Lebens zu fassen.“
- Betonung der Einfachheit: Ermutigen Sie Klienten, einen einfachen Satz oder eine Phrase zu wählen, die sich stimmig anfühlt. Erklären Sie, dass dieser Fokus während der Sitzung als Orientierung dient und dem Atem eine Richtung gibt.
Breathwork im Vergleich zu anderen Techniken: Kontext für Begleiter
Es ist hilfreich, die Besonderheiten von Breathwork im Vergleich zu anderen Methoden zu verstehen, um Klient*innen fundiert beraten und die richtige Praxis empfehlen zu können:
- Breathwork vs. Meditation: Im Gegensatz zur Meditation, die oft darauf abzielt, den Geist durch passive Beobachtung zu beruhigen, ist Breathwork eine aktivere, dynamischere Technik. Der Atem wird hier bewusst und rhythmisch geführt, um physiologische und energetische Veränderungen zu initiieren. Dies kann zu intensiveren körperlichen und emotionalen Freisetzungen führen. Breathwork ist ein „Tun“, um Bewegung im System zu erzeugen und tief sitzende Themen anzugehen, während Meditation ein „Sein“ mit dem ist, was ist.
- Breathwork vs. Yoga: Yoga integriert Körperhaltungen (Asanas), Atemübungen (Pranayama) und Meditation als ganzheitliches System für Flexibilität, Stärke und mentale Klarheit. Breathwork hingegen konzentriert sich primär auf den Atem als direktes Werkzeug für Transformation. Während Yoga Atemübungen als Teil eines größeren Systems nutzt, ist bei Breathwork der bewusste Atem selbst die zentrale Praxis, die oft über längere Zeiträume in spezifischen Mustern durchgeführt wird, um tiefere Prozesse zu ermöglichen und festsitzende Energien zu lösen.
- Breathwork vs. Coaching: Coaching ist ein gesprächsbasierter Prozess, der Teilnehmende bei der Erreichung spezifischer Ziele unterstützt und auf kognitiver Ebene arbeitet. Breathwork hingegen wirkt direkt auf den Körper und das Unterbewusstsein. Es geht darum, Blockaden zu lösen, die verbal oder rational schwer zugänglich sind. Breathwork kann eine wunderbare Ergänzung zum Coaching sein, da es den Weg für neue Einsichten und Verhaltensänderungen auf einer tieferen, emotionalen und körperlichen Ebene ebnet.
Zusammenfassend: Breathwork bietet einen einzigartigen Zugang zu tieferen Schichten des Seins durch die bewusste Nutzung des Atems. Diese Unterscheidungen helfen uns als Begleiter, die Praxis präzise zu positionieren.
Hilfsmittel im Breathwork – Unterstützung statt Ablenkung: Ein Leitfaden für Begleiter
Die Empfehlung und der Einsatz von Hilfsmitteln kann die Qualität der Breathwork-Sitzung erheblich beeinflussen. Als Begleiter ist es unsere Aufgabe, Klient*innen über den sinnvollen Einsatz aufzuklären:
- Zweck und Nutzen von Hilfsmitteln:
- Sicherheit und Regulation: Erklären Sie, wie Hilfsmittel das Gefühl von Erdung und Sicherheit verstärken können, besonders bei intensiven emotionalen oder körperlichen Reaktionen, und so die Selbstregulation des Nervensystems unterstützen.
- Fokus und Präsenz: Zeigen Sie auf, wie bestimmte Hilfsmittel den Fokus auf den Atem oder spezifische Körperbereiche lenken und so die Präsenz fördern.
- Körperliche Entlastung/Stimulation: Hilfsmittel können unbequeme Haltungen erleichtern oder sanft spezifische Bereiche stimulieren, um Blockaden zu lösen oder die Atembewegung zu verbessern.
- Umgang mit Blockaden: Erläutern Sie, wie Tools bei nicht-medizinischer Atemnot, Erstarrung oder dem Gefühl, nicht „ankommen“ zu können, unterstützend wirken können.
- Übersicht der Hilfsmittel und ihre Anwendung: Hier eine Mischung aus objektiven Beschreibungen und unseren Beobachtungen aus der Praxis:
- Körperliche Unterstützung:
- Gewicht auf dem Bauch (z.B. Kissen, Sandsack): Empfehlen Sie dies zur Förderung der Bauchatmung und zur Reduzierung von Hyperventilation. Erklären Sie das Gefühl von Erdung und Sicherheit, das dadurch entstehen kann.
- Augenmaske oder Tuch: Betonen Sie die Wirkung auf das Nervensystem durch visuelle Abschirmung.
- Decke oder Wärmflasche: Erläutern Sie den Aspekt der Geborgenheit und der Aktivierung des Parasympathikus.
- Auditive Reize:
- ANC-Kopfhörer / White Noise: Raten Sie bei Geräuschsensibilität zum Einsatz zur Abschirmung von äußeren Reizen.
- Atemgeführte Musik / Binaural Beats: Erklären Sie, wie diese auditive Führung den Atemrhythmus unterstützt und in tiefe Zustände führen kann.
- Getimte Anleitungen (z.B. gesprochene Ein- und Ausatmungen): Weisen Sie auf die Orientierung und Rhythmusvorgabe hin, besonders bei spezifischen Atemtechniken.
- Atemführungshilfen:
- Visualisierungen / Licht-Animationen: Erklären Sie den Nutzen für visuell orientierte Klienten zur Unterstützung des Atemrhythmus.
- Handführung auf Brust/Bauch: Leiten Sie Klienten an, ihre eigenen Hände für propriozeptives Feedback zu nutzen.
- Gummi-Ball oder „Atemtier“ zum Auflegen: Erwähnen Sie dies als spielerische Methode zur Vertiefung der Bauchatmung.
- Emotional-symbolische Helfer:
- Mala / Stein / Objekt: Erklären Sie die Funktion als Anker und Träger von Intentionen.
- Duft / ätherisches Öl: Weisen Sie auf die Möglichkeit des emotionalen Primings hin. Betonen Sie die Wichtigkeit sehr vorsichtiger Dosierung und die Abklärung von Allergien.
- Körperliche Unterstützung:
- Wichtige Aspekte bei der Anwendung:
- Individuelle Anpassung: Betonen Sie, dass nicht jedes Hilfsmittel für jede Sitzung oder jede Person passt. Ermutigen Sie zur achtsamen Selbstbeobachtung.
- Qualität statt Quantität: Machen Sie deutlich, dass ein bewusst und gezielt eingesetztes Tool effektiver ist als ein Übermaß an Hilfsmitteln.
- Sensibilität mit zunehmender Tiefe: Erklären Sie, dass mit zunehmender Erfahrung und Tiefe des Zustands das Bedürfnis nach externen Reizen oft abnimmt.
- Ein mögliches Setup (Beispiel für Klienten): Geben Sie ein Beispiel, wie ein sinnvolles Setup aussehen könnte, um Klientinnen zu inspirieren: „Viele Klientinnen schätzen eine weiche Augenmaske für den Rückzug, ein leichtes Gewicht auf dem Bauch zur Erdung und ANC-Kopfhörer mit atemgeführter Musik für eine tiefe Konzentration.“
- Einladung zur Selbstforschung: Ermutigen Sie Klienten aktiv, ihr eigenes Setup zu finden und zu erkunden:
- „Was benötigen Sie, um tiefer in Ihren Atem und Ihre Erfahrung zu gehen?“
- „Was hilft Ihnen, sich sicher genug zu fühlen, um wirklich loszulassen?“ Dies unterstreicht die Selbstwirksamkeit und persönliche Verantwortung des Klienten.
Breathwork ist eine kraftvolle Reise. Als Begleiter ist es unsere Aufgabe, einen Rahmen der Sicherheit, des Verständnisses und der professionellen Unterstützung zu schaffen, damit jeder Klientin seine oder ihre einzigartige transformative Erfahrung machen kann. Durch bewusste Vorbereitung, klare Kommunikation und empathische Präsenz ebnen wir den Weg für tiefe Heilung und persönliches Wachstum.